Sonntag, 5. Januar 2020

Was war die Absicht, was hat man gekriegt ?


Neye niyet , neye  kismet ?
Was war die Absicht, was hat man gekriegt ?



Erdogan  beginnt als Opfer  kemalistischer Willkür seine Karriere. Während seiner Haft  veröffentlicht er eine CD mit Gedichten. Er wurde selbst wegen eine Gedicht verurteilt worden. Von dieser CD wurden  damals in der Türkei mehr verkauft als von Tarkan. Abgelehnt von seiner eigenen Partei mit Europa als Hoffnung gründet er  eine neue Bewegung. Die erste Prämisse lautet eine alte Weisheit der Menschen in den Mittelpunkt aller politischen Handlungen zu setzen: Null Problempolitik mit allen Nachbarn, transparenter Staatsapparat  und Rechenschaftsmechanismen für Menschen im Staatsapparat aufbauen. Erdogan bildet zu Beginn mit der Gülen Bewegung und mit den liberalen Intellektuellen eine Koalition. Durch diese Koalition hat die Regierung die linksnationalistische Perincek, die CHP, den Machtapparat im Militär, das Hochgericht und diverse höhere Beamten vor Gericht gebracht. Parallel zu den Ergenekonverhaftungen werden in kurdischen Städten tausende KCK-Verhaftungen durchgeführt. Die eigentliche  Differenz zwischen der Gülen Bewegung und Erdogan liegt damals gerade bei der PKK- Frage. Die Gülen Bewegung mit ihrem ganzen Justiz- und Sicherheitsapparat hat ihre eigenen Agenda verfolgt. In dem Moment, in dem offiziell Verhandlungen mit der PKK begonnen wurden, brach der Gezi-Park Aufstand aus und Erdogan verdankt der PKK sein Überleben. Nach dem arabischen Frühling ändert sich die Situation wieder und es beginnt ein Krieg zwischen Erdogan und der PKK. Sowie alle anderen blutigen Kriege mündet dieses  Blutbad in einem Putsch, der allerdings nicht am 15. Juli, sondern am 16. Juli stattgefunden hat, da ein Militärputsch nach seinem Erfolg als Verlust jeder juristischen Transparenz bezeichnet werden muss. Staatliche Willkür ist an der Tagesordnung, statt Menschen werden Institutionen geschützt. Wenn der 15. Juli- Putsch erfolgreich gewesen wäre, wären die Folgen dieselben gewesen. Ich rede von Ungerechtigkeiten, die immer noch fast unverschämt weiter gehen. Der Putsch war eine gute Gelegenheit den Staat, der so mächtig und unkontrollierbar ist, zu zähmen, aber Erdogan hat diese Chance verpasst. Dafür hat er nur für sich selbst das passende Modell gefunden: es ist das Erdogan-Präsidialsystem. Das Parlament hat zwar die Aufgabe  Gesetze zu machen, kontrolliert aber nicht einmal das Budget. Das Parlament darf mit ⅔ Mehrheit den Präsident zu Neuwahlen zwingen, sonst macht alles El Presidente, der sich einfach nur auf eine schnelle Entscheidung konzentriert, aber schnell entschieden heißt nicht, dass man richtig entscheidet und üblicherweise ist jede schnelle Entscheidung meistens eine falsche Entscheidung. Nach dem 16. Juli-Putsch koaliert Erdogan mit der MHP, also mit den grauen Wölfen und den linken Nationalisten. Die aktuelle Gegenkoalition ist nicht besser als die CHP, als UR-nationalistische Partei, die “IyI” - Gute Partei (diese Leute finden die MHP, also die existierenden Nationalisten nicht nationalistisch genug, gründeten eine neue rechtsnationalistische Partei und sind im Parlament), die HDP und die Saadet.



Erdogan hat sich mit dem tiefen Staat nach dem Putsch arrangiert, jetzt ist der Staat im Mittelpunkt aller politischen Handlungen, überall lauern die Feinde  der Türkei, sowohl die Außenfeinde als auch ihre inneren Verbündeten. Jetzt hat die Türkei mit allen seinen Nachbarn Probleme, nur nicht mit Katar und Libyen als überregionale  Null-Problem-Partner. Nach der neuen Umwandlung des Staates bekamen die Beamten wieder mehr Macht gegenüber den gewählten Vertretern, leider auch im praktischen Leben. Hohe Jugendarbeitslosigkeit, Freunderlwirtschaft, Perspektivlosigkeit  der gebildeten Schichten, massive Auswanderung qualitativer Personen, alle Rechte der Kurden, die gerade von dieser Regierung willkürlich beschnitten wird. Warum entfernt man kurdische Straßentafeln ? Mit dieser Politik bekämpft Erdogan nicht die PKK. Außenpolitisch ist Erdogan auch nicht  besser als sein Anfang. Europa ist nicht mehr das Ziel, einer seiner Nachbarn ist gerade besetzt, der andere Nachbar wird unter Druck gesetzt, weil der Nachbar auf sein demokratisches Recht eines Referendums beharrt, Armenien ist kein Thema mehr, Türkei ist wieder in seine Endlosschleife gerutscht. Die einzige Reaktion gegenüber der Anerkennung des Französischen Parlaments des armenischen Völkermordes: Die Franzosen haben in Algerien 1,5 Millionen Menschen getötet, das war  die offizielle Antwort vom Außenminister der Türkei. Ist diese Antwort gleichzeitig auch eine Selbstanerkennung oder Verhöhnung der algerischen Opfer? 



Wenn die Türkei in Syrien  und im Irak außenpolitisch erfolgreich sein möchte, dann muss sie mit den Kurden und mit der PKK koalieren und gemeinsam handeln. Jetzt sind alle seine Hände in Syrien gebunden; zwischen zwei Supermächten ist die Türkei machtlos. Wenn aber ein Frieden mit der PKK  wieder realistisch wird, dann ändert er alle Handlungen wieder. Genauso wie im ostmediterranem Meer. Nicht mit Libyen, sondern mit Griechenland gemeinsam im Ostmittelmeer die Reichtümer fördern, das wäre die bessere außenpolitische Lösung. Sonst mehr Kooperation mit Europa wäre wichtig, ich sehe auch eine multipolare Welt besser als zwei, aber Europa ist immer noch ein Modell mit vielen Fehlern, das wir verbessern müssen. Ich bin mit der aktuellen Politik von Erdogan nicht einverstanden, weder innenpolitisch, noch außenpolitisch. Was wir brauchen sind weniger Verbote, mehr Freiheit, mehr Wohlstand, Gerechtigkeit, Gesundheit, Bildung  und vor allem FRIEDEN. Ich bin selbst frustriert, zu meinen Lebzeiten möchte ich den Frieden selbst erleben. Aber gerade hat sich in der Türkei eine neue Opposition gebildet, zwei neue politische Parteien werden ausgerufen, ich bin wieder optimistisch. Der ehemalige Ministerpräsident Davutoglu schreibt in sein politisches Programm Kurdisch als Unterrichtssprache selbstverständlich und andere positive progressive Vorstellungen. Ehemalige Finanzminister Babacan kündigt auch eine neue politische Sprache an. Alleine das zu hören ist schön. Die beiden Parteien werden in erster Linie Erdogan`s Wähler in Anspruch nehmen, meine Hoffnung ist 10 Prozent für beide Parteien, dann ist Erdogan Geschichte.











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