Dienstag, 10. September 2013

Ednan Aslan und die Gewalt-Theologie

Ednan Aslan und die Gewalt-Theologie

Wenn Prof. Aslan in seiner  Analyse die Lage der Muslime  in Syrien  und Ägypten als selbstverschuldete  Unmündigkeit  erklärt, zeigt dass er  von Kant  nichts  verstanden  hat. Als erbitterte Aufklärungs-Anhänger, wissen wir  von seinen  früheren Interviews, dass er immer wieder den Muslimen  eine Abwendung von Ghazali  und eine  Zuwendung an Mutazile fordert, sowie es andere renommierte  Orientalisten schon lange von  Muslimen erwarten. Seine Darstellung der zufolge die Muslime  in Syrien und  Ägypten eine selbstgewählte Opferrolle spielen, sprengt den intellektuellen Rahmen. Die Lage  in Syrien ist nicht so einfach wie in den Medien dargestellt, es geht nicht darum einen islamistischen Gottesstaat zu errichten - die Menschen müssen gegen einen Tyrann und seine Verbündeten um ihre Leben kämpfen.

Wenn Prof. Aslan die von  ihm geschilderten  Verschwörungstheorien als  Folge müslimische  Unfähigkeit zu Selbstreflexion erklärt, finde  ich das Zynisch. Was in Syrien stattfindet  ist ein Stellvertreterkrieg, und leider haben die Einwohner  keine  Einfluss darauf. Wenn Asad sein Land in die Steinzeit  zurück bombardiert, hat das mit der  Anfälligkeit der  Müslime  zur Opferrolle  nichts zu tun. Wenn jemand wie Prof. Aslan diese Situation als müslimische Fehler darzustellen, dann rate ich ihm und allen anderen sich - wenn sie nochmal diesen Bilder im Fernsehen sehen, ihre eigene  Kinder und  Familien vorzustellen. Sowohl  in Ägypten als auch  in Syrien  geht es nicht um die  bequeme Opferrolle, oder  Erlernte Hilflosigkeit oder das Stockhalmer Syndrom, sondern eine humanitäre  Katastrophe, und diese  Katastrophe  wurde nicht von den Muslimen erzeugt.

Prof. Aslan ist eigentlich ein diplomierte  Politikwissenschaftler  und promovierte  Pädagoge. Woher er sein theologisches  Fachwissen bekommt, weiß ich auch nicht. Die Lektüre  seine Analyse zeigt. dass er mit  orientalischem Vokabular sehr  geschickt umgeht. Seine  Meinung dass auch die  Muslime in Europa  nicht in der Lage seien, sich selbst von dieser Opferolle zu befreien, ist auch eine  wichtige  Diagnose von ihm. Wahrscheinlich ist die Schizophrenie  nicht nur in Ägypten durch Feldforschungen prognostiziert sondern auch  in Europa. Abgesehen davon, die Schizophrenie  auch  medizinisch eine sehr fragwürdige  und komplizierte  Diagnose ist, scheint Prof. Aslan nicht zu scheuen, alle  Muslime damit zu brandmarken. In seinen früheren Interviews  hat Prof Aslan die Muslime, die  in Europa leben immer wieder  beschuldigt, dass sie sich weigern in die Mitte der  Gesellschaft  zu rücken. Die  Muslime aber  möchten seit  ihrer Ankunft  in Europa  in die Mitte der Gesellschaft  kommen, aber  leider sind nicht alle so erfolgreich wie Prof Aslan. Kein Moslem ist mir  in Österreich bekannt der zurück ins mittelalter gehen will, es ist eher eine  orientalische  Phantasie die sowohl  Prof Aslan als auch andere Linksliberale  und Humanisten haben. Natürlich  ist es auch verständlich: die Europäer haben ihren langen Aufklärungsmarsch viele  blutige  Kriege mit der Religion geführt und sind deswegen gegenüber allen religiösen  Praktiken sehr skeptisch. Besonders  wenn die Islamisten in der  Türkei oder  in Ägypten an die Macht kommen sind sie nicht nur skeptisch sondern auch besorgt. Ich finde diese Aufklärungshysterie  unnötig. Die meisten  Muslime auf der Welt, und auch  in  Österreich möchten  in Frieden  leben.

Die bequeme  Opferrolle  ist ihnen lieber als Selbstreflexion, das ist die Zusammenfassung  von Ednan Aslans Kommentar. Wie Prof. Aslan am Anfang erörtert  hat, haben die  müslimischen Länder eine  lange  und blutige koloniale Erfahrung  hinter sich. Natürlich wir  leben nicht  mehr  im 16. Jh. und der  Kolonialismus  hat  sich auch weiter entwickelt, dementsprechend auch der politische  Islam. Die Opferrolle  ist  niemals bequem, besonders  für das Opfer selbst dabei es  egal wenn das Erlernte  Hilflosigkeit  oder das Stockholm Syndrom ist. Die Muslime  weltweit ( eigentlich  gibt es  keine homogenen  Muslime auf der Welt sodass man sie unter einen Namen oder  Begriff inkludieren könnte) haben einen sehr  unterschiedlichen Kontext  und Motivationen. Prof. Aslan erwähnt  in seiner  Analyse  besonders die drei Länder  Syrien Afghanistan und Irak. Wie er  als diplomierter  Politikwissenschaftler  alle drei bespiele  in einen  Topf werfen kann, verstehe  ich auch nicht. Deshalb möchte  ich diesen Unterschiede ein bisschen tiefer analysieren. Die  drei  Beispiele haben eine  blutige  koloniale Geschichte gemeinsam, wenn es in Kabul , Bagdad  oder  Kairo  eine  koloniale  Museum nach westlichen Vorbild gäbe, wurde eine bespiel für säkularen Gewalt entstehen. Afghanistan war in seiner Geschichte  ein  Friedhof der  Imperien gewesen. In der Antike erreichten Alexanders Truppen  in Afghanistan ihre äußerste Grenze, die  Mogulen-Herrschaft konnte  obwohl sie auch  Moslemisch waren  in Afghanistan nicht Fuß fassen, dann  kam das britische  Imperium mit seinem  modernen Militär, am Ende sind sie auch gescheitert. In der nahen  Geschichte  musste das sowjetische  Imperium nach zehn Jahren  Krieg fliehen, und  jetzt  versuchen die Amerikaner verzweifelt  offen  mit  Taliban zu verhandeln. Wenn man diese  ganzen  historischen Ereignisse   mit einer religiösen Erklärung analysieren will, ist nicht  nur  oberflächlich sondern auch orientalistisch.

Neo-Kolonialismus ist eigentlich der  passende Begriff um die Lage zu beschreiben. Wie  funktioniert  dieser  Neo-Kolonialismus? Eigentlich im Grunde  sowie der alte Kolonialismus nur  mit anderen Mitteln. Die Wissenschaft  "Orientalismus"  ist  ja parallel  mit dem Kolonialismus entstanden. Für die  koloniale Legitimierung  braucht man ein  Böses, das nennt man politische  Propaganda ( apropos Göbels Ministerium hieß  Propaganda- und Aufklärungsministerium das  zeigt auch, wie  bis vor  kurzem in Europa die Zusammenhänge  verstanden wurden). Die Muslime sind rückständig, vormodern sie sind  nicht zu Demokratie fähig, deswegen  müssen sie nach  ihren Gemütszustand regiert werden am liebsten  mit einem Diktator  der das westliche  koloniale  Vokabular beherrscht. Der arabische Frühling  hat eine  Euphorie ausgelöst  zumindest bei den Demokraten, endlich wurden die  kolonialen Reste  aus diesen  Ländern verbannt. Ab jetzt können die Menschen ihre Zukunft selber  bestimmen, endlich  können sie am politischen Geschehen teilnehmen. Trotz aller Hindernisse wurde  in Ägypten zum ersten Mal eine freie Wahl durchgeführt. Nach dieser Wahl sind wie erwartet  die Moslembrüder an die Macht  gekommen. Seit ihrem  Amtsantritt haben  die alten kolonialen Reste sowie die hohen Richter, und das Militär versucht die demokratisch legitimierte Regierung zu sabotieren. Nach einem  Jahr wurde von  Moslembrüdern verlangt,  nach Jahrzehnten Mubarak und seiner Misswirtschaft Ägypten zu normalisieren. Dann  kommt der von den Saudis finanzierte und von den Amerikaner  geduldete  Militärputsch. Wenn Ednan Aslan die Ereignisse bis dahin in  Ordnung findet, dann habe ich nicht  mehr zu sagen.  Nach seiner  Analyse blendet Prof. Aslan diesen kurzen Hintergrund aus und  kommt  zum  Schluss das all dieses geschehen die Schuld der  Muslime sei, die sich gerne als  Opfer sehen  möchten. Was hat Prof. Aslan gedacht, wenn er  die  Bilder von Rabia el Adaviyya gesehen hat, wo Muslime sich als  Opfer gegen scharfe  Munition stellen? Die  Linksliberalen  und andere Humanisten  möchten ihr Gewissen erleichtern , daher versuchen sie diese  Ereignisse  mit dem politische  Islam zu  erklären. Bedauerlich, aber in Rabia Al Adaviyya wurde die Demokratie und Freiheit ermordet  nicht der politische  Islam. Nachher haben Vertreter der Moslembrüder  in der  Öffentlichkeit einen Gewaltverzicht angekündigt trotz tausender  unschuldigen  Tote.

Der Politische  Islam an sich ist eine Moderne Bewegung, seine  Entstehung  ist anti-koloniale Widerstand. Die Gründungsväter  Afghani, Qutup, El Benna,  Seriati und alle anderen haben ein freies unabhängiges Leben gewünscht sowie alle anderen europäischen Vorbilder. Der  Kolonialismus hat sich  mit der  Zeit verändert. Die Europäer  waren  nicht mehr Besatzer, sondern sie haben  Vertreter, in den jeweiligen Länder  gehabt. Nach dem Zweiten Weltkrieg  ist  der Neo-Kolonialismus  entstanden. Dieser funktioniert jetzt  in seinen Ursprungsländer. Die Einwohner der  rückständigen Drittländer werden als billige Arbeitskraft nach Europa  importiert,  mit der Erlaubnis ihrer  eigenen Diktatoren. Die  koloniale Andere  ist nicht mehr  jenseits der  Grenze, sie sind  unsere Nachbarn Gastarbeiter, Flüchtlinge oder  nach aktueller Definition Menschen mit  Migrationshintergrund. Sowie  in  guten alten kolonial Zeiten wählen die  Kolonial-Herren unter ihnen die talentierten Aufsteiger und  fördern diese Menschen, damit  ihre  politische Propaganda  noch  glaubwürdig scheint. Diese Vorzeige-Migranten werden mit  guten Posten belohnt, ihre Aufgabe ist aber, die Diffamierung der Muslime, je nach Zeit und  Möglichkeit. Sie  bekommen die  möglichkeit, in den kolumnen present zu sein, damit ihre  lojalität gegenüber ihre Herren immer wieder bestätigt wird. Sie  haben viele unterschiedliche  Namen und  Gesichter, aber ihre  Mindestanforderung ist Islam-Experte (!) zu sein, ohne  theologischen Hintergrund. Bassam Tibi, Seyran Ates, Necla Kelek, Efgani Dönmez, Birol Kilic, Ednan Aslan. Diese Vorzeige-Migranten haben aber keinen gesellschaftlichen Rückhalt, deswegen werden sie  immer wieder neu  besetzt.

Marek Edelman der legendäre  Kommandeur des  Warschauer Aufstands hat  unter  einem bestialischen Neo-Kolonialismus gelebt. Die  damaligen Neo-Kolonialen  Herren waren die NAZIs und die haben auch als Unterdrückunsmittel die Jüdische Ordnungspolizei erfunden. In einem Interview beschreibt Simon Wiesenthal im Kurier seine Erfahrung mit dieser jüdischen Ordnungspolizei:"... als abgemagerte schwach und  hilflos lag ich am Boden, dann mit Fuß tret  mich eine jüdische Aufseher schimpfend - Du verdammte Muselmann" Dieses Zitat hat mich bis jetzt begleitet, aber  endlich habe  ich verstanden wie tief Islamofobie in Europa  verankert ist. Marek Edelman beschreibt den Warschau Aufstand:" Wir haben erst den Jugendrat ausgeschaltet  und die Jüdische Ordnungspolizei verjagt, dann  ist es uns gelungen trotz diesen Elend , Widerstand zu leisten". Ich glaube als  Muslime  müssen  wir  erst unseren Aufseher  den "Islam-Experten" unseren Protest  zeigen. Die Leute die keine  theologische Ausbildung  haben, die  keiner  islamischen  Gemeinde  oder  Moschee angehören dürfen  nicht für Muslime sprechen. Sie sind für ihre Herren verantwortlich nicht für Muslime.


Die Muslime möchten gerne in die Mitte der Gesellschaft  kommen, seit  ihrer Ankunft  in Österreich. Aber leider die Österreicher wollen nicht, weil wir als billige Arbeitskraft noch  nützlich sind. Weil als  potenzielle Deportationsoption haben wir keine politische Möglichkeit. Die  Muslime haben  in Ägypten allen Europäern gezeigt  wie Demokrat sein kann.  Ich habe von  Prof. Aslan erwartet, dass er die heuchlerische  Haltung der  Europäer kritisiert, aber er versucht die Gewalt-Theologie der Muslime anzusprechen. Die  Muslime  sind Demokraten sie haben  ihre  Gemeinden, Moscheen und Vereine sowie alle anderen gemeinnützigen  Organisationen  in  Österreich. Viele dieser Posten werden ehrenamtlich ohne Entgelt gemacht. Sie betreiben soziale, kulturelle und  politische  Tätigkeiten sowie alle andren Organisationen. Prof. Aslan  und alle anderen Islam-Experten (!) mögen sich zusammen tun, und  gründen eine Moschee, nach  ihren Vorstellungen,  ohne  Gewalt-Theologie,  in der Mitte der  Gesellschaft,  und versuchen Mitglieder  zu finden. Ich werde ihre Mosche sofort besuchen  und  gratulieren.


8 Kommentare:

  1. Islam Expert gehört lieber.... so...(!)..geschrieben.Weil, Islam Experte zu sein, ist nicht zu leicht.Slm, Lg

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  2. absoluter Schwachsinn. sie haben Ednan aslan nicht verstanden. oder wollen ihn nicht verstehen.

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    1. Wahrscheinlich wir sind nicht nur Schwachsinnige Markus,sondern auch Schizophrenen, aber du musst nicht hier beleiben,

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  3. 1) Ok Sinan, aufgrund der Kürze des Standard-Artikels musste Aslan pointiert formulieren - das zu kritisieren ist nicht fair, denn Aslan hatte keine Möglichkeit einen Roman zu schreiben. Hätte er die Möglichkeit gehabt, wäre er sicher auf die weggelassenen Verschiedenartigkeiten eingegangen.

    2) Du schreibst: "Die Muslime möchten gerne in die Mitte der Gesellschaft kommen, seit ihrer Ankunft in Österreich. Aber leider die Österreicher wollen nicht, weil wir als billige Arbeitskraft noch nützlich sind." Aha, also du hast alle 8 Mio Österreicher befragt, und die wollen nicht, dass sich Muslime integrieren?? Jetzt mal ehrlich, hier machst du das, was du gerade vorher Aslan vorgeworfen hast: eine grobe Generalisierung ohne Unterscheidung.
    Zudem könntest du Aslan gar nicht besser bestätigen: Deine Worte zeigen Opferrolle statt Reflexion (die anderen sind immer schuld) und Verschwörungstheorien (böser Regierungs-Plan zur Instrumentalisierung der Muslime als billiger Arbeitskräfte - echt jetzt?)

    3) "Ich habe von Prof. Aslan erwartet, dass er die heuchlerische Haltung der Europäer kritisiert, aber er versucht die Gewalt-Theologie der Muslime anzusprechen." Also von Gewalt-Theologie habe ich nichts gelesen - es ging doch um Opferrolle, oder?
    Die Kritik an Europa ist sicher zulässig. Aber die haben andere, die sich da besser auskennen, bereits geäußert. Wäre doch eine Verschwendung gewesen, wenn Aslan, ein Spezialist für Gesellschaft und Religion, das ganze nochmal durchgekaut hätte. Stattdessen schreibt er über das, wo er sich auskennt und beschränkt sich auf eine wesentliche Botschaft, die vorher noch nicht aufgetaucht ist: Die islamischen Gesellschaften können ihre Probleme nur von innen lösen und müssen dabei ihre Opferrolle verlassen. Diesen Punkt wollte der Artikel verdeutlichen, es ging nicht um die politischen Unterschiede zwischen verschiedenen Ländern.

    4) Lustigerweise bestätigt deine Kritik genau seinen Punkt. Er schrieb: "muslimische Intellektuelle, die meinten, dass die Krise auf die Ignoranz und Opferparanoia der Muslime zurückzuführen sei, wurden als Verräter denunziert" - Genauso hast du versucht ihn zu attackieren, jegliche Kritik abzuweisen, und die Schuld auf die anderen zu schieben. Meinst du vielleicht nun, dass es einmal einen Versuch wert wäre, die Schuld nicht bei den anderen zu suchen?
    Liebe Grüße.

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  4. Sinan abi, danke für den tollen Beitrag. Bezüglich Ednan hoca muss ich Dir leider Recht geben. "uzaktan atip tutmak kolay". Ein gutes gelungenes Polemik, was er da leistet und weshalb er als Auserkorene Universitätsprofessor der Uni Wien geworden ist. Ich finde es aber irrsinnig schade, dass die Uni Wien nur jene Leute als Experten einstellt, die Vertreter der jenen Richtung sind; nämlich in allen Standvertretern von allem, was aus dem Orient kommt etwas Übles zu sehen vermögen! Nur kam der PAULUS nach Rom EBENFALLS aus dem Orient! Daher ist dies keine vernünftige objektive Haltung von Uni Wien, sondern eine tiefe Subjektivität. Und Leute á la Ednan Carte sind demnach nichts anderes als Uni Wien Polemik - Schleimer! Ednan, hört auf damit! Es ist widerlich, igitt, pfui! Wie lang wirst Du noch leben? 10 Jahre? Zahlt sich dieser Schleimerei und Verdrehung der Wahrheit überhaupt aus? Was haben Sie dir Ednan angeboten? etwa die Unsterblichkeit?!

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