Ednan Aslan und die Gewalt-Theologie
Wenn Prof. Aslan in seiner Analyse die Lage der
Muslime in Syrien und Ägypten als selbstverschuldete
Unmündigkeit erklärt, zeigt dass er von Kant nichts
verstanden hat. Als erbitterte Aufklärungs-Anhänger, wissen wir von
seinen früheren Interviews, dass er immer wieder den Muslimen eine
Abwendung von Ghazali und eine Zuwendung an Mutazile fordert, sowie
es andere renommierte Orientalisten schon lange von Muslimen
erwarten. Seine Darstellung der zufolge die Muslime in Syrien und
Ägypten eine selbstgewählte Opferrolle spielen, sprengt den intellektuellen Rahmen.
Die Lage in Syrien ist nicht so einfach wie in den Medien dargestellt, es
geht nicht darum einen islamistischen Gottesstaat zu errichten - die Menschen
müssen gegen einen Tyrann und seine Verbündeten um ihre Leben kämpfen.
Wenn Prof. Aslan die von ihm geschilderten Verschwörungstheorien als Folge müslimische Unfähigkeit zu Selbstreflexion erklärt, finde ich das Zynisch. Was in Syrien stattfindet ist ein Stellvertreterkrieg, und leider haben die Einwohner keine Einfluss darauf. Wenn Asad sein Land in die Steinzeit zurück bombardiert, hat das mit der Anfälligkeit der Müslime zur Opferrolle nichts zu tun. Wenn jemand wie Prof. Aslan diese Situation als müslimische Fehler darzustellen, dann rate ich ihm und allen anderen sich - wenn sie nochmal diesen Bilder im Fernsehen sehen, ihre eigene Kinder und Familien vorzustellen. Sowohl in Ägypten als auch in Syrien geht es nicht um die bequeme Opferrolle, oder Erlernte Hilflosigkeit oder das Stockhalmer Syndrom, sondern eine humanitäre Katastrophe, und diese Katastrophe wurde nicht von den Muslimen erzeugt.
Prof. Aslan ist eigentlich ein diplomierte
Politikwissenschaftler und promovierte Pädagoge. Woher er sein
theologisches Fachwissen bekommt, weiß ich auch nicht. Die Lektüre seine Analyse zeigt. dass er mit
orientalischem Vokabular sehr geschickt umgeht. Seine Meinung dass
auch die Muslime in Europa nicht in der Lage seien, sich selbst von
dieser Opferolle zu befreien, ist auch eine wichtige Diagnose von
ihm. Wahrscheinlich ist die Schizophrenie
nicht nur in Ägypten durch Feldforschungen prognostiziert sondern
auch in Europa. Abgesehen davon, die Schizophrenie auch
medizinisch eine sehr fragwürdige und komplizierte Diagnose ist, scheint
Prof. Aslan nicht zu scheuen, alle Muslime damit zu brandmarken. In seinen
früheren Interviews hat Prof Aslan die Muslime, die in Europa leben
immer wieder beschuldigt, dass sie sich weigern in die Mitte der
Gesellschaft zu rücken. Die Muslime aber möchten seit
ihrer Ankunft in Europa in die Mitte der Gesellschaft kommen, aber leider sind nicht alle so
erfolgreich wie Prof Aslan. Kein Moslem ist mir in Österreich bekannt der
zurück ins mittelalter gehen will, es ist eher eine orientalische
Phantasie die sowohl Prof Aslan als auch andere Linksliberale und
Humanisten haben. Natürlich ist es auch verständlich: die Europäer haben
ihren langen Aufklärungsmarsch viele blutige Kriege mit der
Religion geführt und sind deswegen gegenüber allen religiösen Praktiken
sehr skeptisch. Besonders wenn die Islamisten in der Türkei
oder in Ägypten an die Macht kommen sind sie nicht nur skeptisch sondern
auch besorgt. Ich finde diese Aufklärungshysterie unnötig. Die
meisten Muslime auf der Welt, und auch in Österreich
möchten in Frieden leben.
Die bequeme Opferrolle ist ihnen lieber
als Selbstreflexion, das ist die Zusammenfassung von Ednan Aslans
Kommentar. Wie Prof. Aslan am Anfang erörtert hat, haben die
müslimischen Länder eine lange und blutige koloniale
Erfahrung hinter sich. Natürlich wir leben nicht mehr
im 16. Jh. und der Kolonialismus hat sich auch weiter entwickelt,
dementsprechend auch der politische Islam. Die Opferrolle ist
niemals bequem, besonders für das Opfer selbst dabei es egal wenn das Erlernte
Hilflosigkeit oder das Stockholm Syndrom ist. Die Muslime
weltweit ( eigentlich gibt es
keine homogenen Muslime auf der Welt sodass man sie unter einen Namen
oder Begriff inkludieren könnte) haben einen sehr
unterschiedlichen Kontext und Motivationen. Prof. Aslan erwähnt in
seiner Analyse besonders die drei Länder Syrien Afghanistan
und Irak. Wie er als diplomierter Politikwissenschaftler alle
drei bespiele in einen Topf werfen kann, verstehe ich auch
nicht. Deshalb möchte ich diesen Unterschiede ein bisschen tiefer
analysieren. Die drei Beispiele haben eine blutige
koloniale Geschichte gemeinsam, wenn es in Kabul , Bagdad oder Kairo
eine koloniale Museum nach westlichen Vorbild gäbe, wurde eine
bespiel für säkularen Gewalt entstehen. Afghanistan war in seiner
Geschichte ein Friedhof der Imperien gewesen. In der Antike erreichten
Alexanders Truppen in Afghanistan ihre äußerste Grenze, die
Mogulen-Herrschaft konnte obwohl sie auch Moslemisch waren in
Afghanistan nicht Fuß fassen, dann kam das britische Imperium mit
seinem modernen Militär, am Ende sind sie auch gescheitert. In der
nahen Geschichte musste das sowjetische Imperium nach zehn
Jahren Krieg fliehen, und jetzt versuchen die Amerikaner
verzweifelt offen mit
Taliban zu verhandeln. Wenn man diese ganzen historischen
Ereignisse mit einer religiösen Erklärung analysieren will, ist
nicht nur oberflächlich sondern auch orientalistisch.
Neo-Kolonialismus ist eigentlich der passende Begriff um die Lage zu beschreiben. Wie funktioniert dieser Neo-Kolonialismus? Eigentlich im Grunde sowie der alte Kolonialismus nur mit anderen Mitteln. Die Wissenschaft "Orientalismus" ist ja parallel mit dem Kolonialismus entstanden. Für die koloniale Legitimierung braucht man ein Böses, das nennt man politische Propaganda ( apropos Göbels Ministerium hieß Propaganda- und Aufklärungsministerium das zeigt auch, wie bis vor kurzem in Europa die Zusammenhänge verstanden wurden). Die Muslime sind rückständig, vormodern sie sind nicht zu Demokratie fähig, deswegen müssen sie nach ihren Gemütszustand regiert werden am liebsten mit einem Diktator der das westliche koloniale Vokabular beherrscht. Der arabische Frühling hat eine Euphorie ausgelöst zumindest bei den Demokraten, endlich wurden die kolonialen Reste aus diesen Ländern verbannt. Ab jetzt können die Menschen ihre Zukunft selber bestimmen, endlich können sie am politischen Geschehen teilnehmen. Trotz aller Hindernisse wurde in Ägypten zum ersten Mal eine freie Wahl durchgeführt. Nach dieser Wahl sind wie erwartet die Moslembrüder an die Macht gekommen. Seit ihrem Amtsantritt haben die alten kolonialen Reste sowie die hohen Richter, und das Militär versucht die demokratisch legitimierte Regierung zu sabotieren. Nach einem Jahr wurde von Moslembrüdern verlangt, nach Jahrzehnten Mubarak und seiner Misswirtschaft Ägypten zu normalisieren. Dann kommt der von den Saudis finanzierte und von den Amerikaner geduldete Militärputsch. Wenn Ednan Aslan die Ereignisse bis dahin in Ordnung findet, dann habe ich nicht mehr zu sagen. Nach seiner Analyse blendet Prof. Aslan diesen kurzen Hintergrund aus und kommt zum Schluss das all dieses geschehen die Schuld der Muslime sei, die sich gerne als Opfer sehen möchten. Was hat Prof. Aslan gedacht, wenn er die Bilder von Rabia el Adaviyya gesehen hat, wo Muslime sich als Opfer gegen scharfe Munition stellen? Die Linksliberalen und andere Humanisten möchten ihr Gewissen erleichtern , daher versuchen sie diese Ereignisse mit dem politische Islam zu erklären. Bedauerlich, aber in Rabia Al Adaviyya wurde die Demokratie und Freiheit ermordet nicht der politische Islam. Nachher haben Vertreter der Moslembrüder in der Öffentlichkeit einen Gewaltverzicht angekündigt trotz tausender unschuldigen Tote.
Der Politische Islam an sich ist
eine Moderne Bewegung, seine Entstehung ist anti-koloniale Widerstand. Die Gründungsväter
Afghani, Qutup, El Benna, Seriati und alle anderen haben ein freies
unabhängiges Leben gewünscht sowie alle anderen europäischen Vorbilder. Der
Kolonialismus hat sich mit der Zeit verändert. Die Europäer
waren nicht mehr Besatzer, sondern sie haben Vertreter, in den
jeweiligen Länder gehabt. Nach dem Zweiten Weltkrieg ist
der Neo-Kolonialismus entstanden. Dieser funktioniert jetzt in seinen
Ursprungsländer. Die Einwohner der rückständigen Drittländer werden als billige
Arbeitskraft nach Europa importiert, mit der Erlaubnis ihrer
eigenen Diktatoren. Die koloniale Andere ist nicht mehr
jenseits der Grenze, sie sind unsere Nachbarn Gastarbeiter,
Flüchtlinge oder nach aktueller Definition Menschen mit Migrationshintergrund.
Sowie in guten alten kolonial
Zeiten wählen die Kolonial-Herren unter ihnen die talentierten Aufsteiger
und fördern diese Menschen, damit ihre politische
Propaganda noch glaubwürdig scheint. Diese Vorzeige-Migranten
werden mit guten Posten belohnt, ihre Aufgabe ist aber, die Diffamierung
der Muslime, je nach Zeit und Möglichkeit. Sie bekommen die möglichkeit, in den kolumnen present zu sein, damit
ihre lojalität gegenüber ihre Herren immer
wieder bestätigt wird. Sie haben viele unterschiedliche Namen
und Gesichter, aber ihre Mindestanforderung ist Islam-Experte (!)
zu sein, ohne theologischen Hintergrund. Bassam Tibi, Seyran Ates, Necla
Kelek, Efgani Dönmez, Birol Kilic, Ednan Aslan. Diese Vorzeige-Migranten haben
aber keinen gesellschaftlichen Rückhalt, deswegen werden sie immer wieder
neu besetzt.
Marek Edelman der legendäre Kommandeur des
Warschauer Aufstands hat unter einem bestialischen
Neo-Kolonialismus gelebt. Die damaligen Neo-Kolonialen Herren waren
die NAZIs und die haben auch als Unterdrückunsmittel die Jüdische
Ordnungspolizei erfunden. In einem Interview beschreibt Simon Wiesenthal im Kurier
seine Erfahrung mit dieser jüdischen Ordnungspolizei:"... als abgemagerte
schwach und hilflos lag ich am Boden, dann mit Fuß tret mich eine
jüdische Aufseher schimpfend - Du verdammte Muselmann" Dieses Zitat hat
mich bis jetzt begleitet, aber endlich habe ich verstanden wie tief
Islamofobie in Europa verankert ist.
Marek Edelman beschreibt den Warschau Aufstand:" Wir haben erst den
Jugendrat ausgeschaltet und die Jüdische Ordnungspolizei verjagt,
dann ist es uns gelungen trotz diesen Elend , Widerstand zu
leisten". Ich glaube als Muslime müssen wir erst
unseren Aufseher den "Islam-Experten" unseren Protest
zeigen. Die Leute die keine theologische Ausbildung haben,
die keiner islamischen Gemeinde oder Moschee
angehören dürfen nicht für Muslime sprechen. Sie sind für ihre Herren
verantwortlich nicht für Muslime.
Die Muslime möchten gerne in die Mitte der
Gesellschaft kommen, seit ihrer Ankunft in Österreich. Aber
leider die Österreicher wollen nicht, weil wir als billige Arbeitskraft
noch nützlich sind. Weil als potenzielle Deportationsoption haben
wir keine politische Möglichkeit. Die Muslime haben in Ägypten allen
Europäern gezeigt wie Demokrat sein kann. Ich habe von Prof.
Aslan erwartet, dass er die heuchlerische Haltung der Europäer
kritisiert, aber er versucht die Gewalt-Theologie der Muslime anzusprechen.
Die Muslime sind Demokraten sie haben ihre Gemeinden,
Moscheen und Vereine sowie alle anderen gemeinnützigen Organisationen
in Österreich. Viele dieser Posten werden ehrenamtlich ohne Entgelt
gemacht. Sie betreiben soziale, kulturelle und politische
Tätigkeiten sowie alle andren Organisationen. Prof. Aslan und alle
anderen Islam-Experten (!) mögen sich zusammen tun, und gründen eine
Moschee, nach ihren Vorstellungen, ohne Gewalt-Theologie,
in der Mitte der Gesellschaft, und versuchen Mitglieder
zu finden. Ich werde ihre Mosche sofort besuchen und gratulieren.
Super Artikel..
AntwortenLöschenDanke !
LöschenIslam Expert gehört lieber.... so...(!)..geschrieben.Weil, Islam Experte zu sein, ist nicht zu leicht.Slm, Lg
AntwortenLöschenDu hast Recht , ich habe mein Text korrigiert (!)
Löschenabsoluter Schwachsinn. sie haben Ednan aslan nicht verstanden. oder wollen ihn nicht verstehen.
AntwortenLöschenWahrscheinlich wir sind nicht nur Schwachsinnige Markus,sondern auch Schizophrenen, aber du musst nicht hier beleiben,
Löschen1) Ok Sinan, aufgrund der Kürze des Standard-Artikels musste Aslan pointiert formulieren - das zu kritisieren ist nicht fair, denn Aslan hatte keine Möglichkeit einen Roman zu schreiben. Hätte er die Möglichkeit gehabt, wäre er sicher auf die weggelassenen Verschiedenartigkeiten eingegangen.
AntwortenLöschen2) Du schreibst: "Die Muslime möchten gerne in die Mitte der Gesellschaft kommen, seit ihrer Ankunft in Österreich. Aber leider die Österreicher wollen nicht, weil wir als billige Arbeitskraft noch nützlich sind." Aha, also du hast alle 8 Mio Österreicher befragt, und die wollen nicht, dass sich Muslime integrieren?? Jetzt mal ehrlich, hier machst du das, was du gerade vorher Aslan vorgeworfen hast: eine grobe Generalisierung ohne Unterscheidung.
Zudem könntest du Aslan gar nicht besser bestätigen: Deine Worte zeigen Opferrolle statt Reflexion (die anderen sind immer schuld) und Verschwörungstheorien (böser Regierungs-Plan zur Instrumentalisierung der Muslime als billiger Arbeitskräfte - echt jetzt?)
3) "Ich habe von Prof. Aslan erwartet, dass er die heuchlerische Haltung der Europäer kritisiert, aber er versucht die Gewalt-Theologie der Muslime anzusprechen." Also von Gewalt-Theologie habe ich nichts gelesen - es ging doch um Opferrolle, oder?
Die Kritik an Europa ist sicher zulässig. Aber die haben andere, die sich da besser auskennen, bereits geäußert. Wäre doch eine Verschwendung gewesen, wenn Aslan, ein Spezialist für Gesellschaft und Religion, das ganze nochmal durchgekaut hätte. Stattdessen schreibt er über das, wo er sich auskennt und beschränkt sich auf eine wesentliche Botschaft, die vorher noch nicht aufgetaucht ist: Die islamischen Gesellschaften können ihre Probleme nur von innen lösen und müssen dabei ihre Opferrolle verlassen. Diesen Punkt wollte der Artikel verdeutlichen, es ging nicht um die politischen Unterschiede zwischen verschiedenen Ländern.
4) Lustigerweise bestätigt deine Kritik genau seinen Punkt. Er schrieb: "muslimische Intellektuelle, die meinten, dass die Krise auf die Ignoranz und Opferparanoia der Muslime zurückzuführen sei, wurden als Verräter denunziert" - Genauso hast du versucht ihn zu attackieren, jegliche Kritik abzuweisen, und die Schuld auf die anderen zu schieben. Meinst du vielleicht nun, dass es einmal einen Versuch wert wäre, die Schuld nicht bei den anderen zu suchen?
Liebe Grüße.
Sinan abi, danke für den tollen Beitrag. Bezüglich Ednan hoca muss ich Dir leider Recht geben. "uzaktan atip tutmak kolay". Ein gutes gelungenes Polemik, was er da leistet und weshalb er als Auserkorene Universitätsprofessor der Uni Wien geworden ist. Ich finde es aber irrsinnig schade, dass die Uni Wien nur jene Leute als Experten einstellt, die Vertreter der jenen Richtung sind; nämlich in allen Standvertretern von allem, was aus dem Orient kommt etwas Übles zu sehen vermögen! Nur kam der PAULUS nach Rom EBENFALLS aus dem Orient! Daher ist dies keine vernünftige objektive Haltung von Uni Wien, sondern eine tiefe Subjektivität. Und Leute á la Ednan Carte sind demnach nichts anderes als Uni Wien Polemik - Schleimer! Ednan, hört auf damit! Es ist widerlich, igitt, pfui! Wie lang wirst Du noch leben? 10 Jahre? Zahlt sich dieser Schleimerei und Verdrehung der Wahrheit überhaupt aus? Was haben Sie dir Ednan angeboten? etwa die Unsterblichkeit?!
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