Dienstag, 9. Juni 2020

Hässliche Afrikaner / Çirkin Afrikalı

Hässliche Afrikaner / Çirkin Afrikalı



Diese Titel ist am 18. Mai 1992 damals in der auflagenstärksten Zeitung Hürriyet erschienen. Diese Zeitung hat davor  und auch danach gleichwertige Titel immer wieder gegen unterschiedliche Menschen, Gruppen und Ereignisse angewendet. Sowie sich die Adressaten jedes Mal ändern, bleibt die Methode der Zeitung gleich, Verunglimpfung, Herabwürdigung, Verleugnung, Desinformation und Diffamierung. Obwohl Hürriyet seine Besitzer gewechselt hat, seine Position, seine Haltung und seine Abscheulichkeit ist gleich geblieben. Was aber Hürriyet schon damals  und heute auch symbolisiert, ist der “Durchschnitt”, den diese Zeitung verkörpert und den die breite Masse der Türkei widerspiegelt. Meiner Meinung nach hat sich das geändert sowohl hinsichtlich der Auflagenzahlen, als auch der Inhalte ist die „Sözcü“ Zeitung  *besser* als Hürriyet (zumindest authentischer). 



Im Jahr 1986 initiiert die türkische Regierung den “Atatürk Friedenspreis”. 1990 wurde dieser Preis an den General Kenan Evren verliehen da er zehn Jahre zuvor den Militärputsch durchgeführt hat. Danach entscheidet die Regierung im Jahr 1992 den Atatürk Friedenspreis an Nelson Mandela für sein Lebenswerk und sein Engagement zu verleihen. Aber Nelson Mandela nimmt diesen Preis nicht an. Mandela als Widerstandskämpfer gegen Kolonialismus  und Rassismus hat den Preis wegen der Unterdrückung der Kurden in der Türkei abgelehnt. Außerdem pflegte die türkische Regierung gute wirtschaftliche und diplomatische Beziehungen mit der Südafrikanischen Apartheid. Gute Beziehungen ohne Vorbehalt mit dem Apartheidregime sowie die Unterdrückung anderer Minderheiten im eigenen Land sowie sich selbst einen Friedenspreis zu verleihen, aber Rassismus  und rassistisches Verhalten in anderen Ländern zum Beispiel in den USA oder Europa zu thematisieren, das sind keine Neuheiten in der Türkei. 


Gerade jetzt lese ich in den Socialmedia, dass viele Türken über die europäische deutsche Solidarität mit amerikanischen Rassismusopfern empört sind, aber keine Empathie mit den eigenen türkischen Minderheiten zeigen, die auch Opfer von Rassismus sind (Halle, Hanau). Wenn man sich dieser Widersprüche bewusst wird, ist auf jeden Fall gut und schön. Aber wenn man systematischen und strukturellen Rassismus gegenüber Kurden, Armenier und Aleviten in der Türkei nicht offen eingesteht, aber den systematischen und strukturellen Rassismus der Türken und Muslime in Österreich und Europa thematisiert, verliert die Kritik seine Glaubwürdigkeit. Ich lese viele Kommentare und Beiträge von Türken über die amerikanische Polizei und seine unverhältnismäßige Gewaltanwendung an Zivilisten. Dieselben Leute zeigen aber mehr Verständnis, wenn türkische Sicherheitskräfte Gewalt anwenden.


Nelson Mandela wurde mit dem Titel „Hässlicher Afrikaner“ in der Zeitung Hürriyet bestraft. Seine Verbindung mit der PKK wurde in dem Bericht hervorgehoben und laut diesem Bericht  soll Mandela das Preisgeld auch nicht als ausreichend empfunden haben. Noch interessanter ist aber, dass Nelson Mandela am 27 Juli 1992 den Iran besucht hat und von Ali Khamenei empfangen wurde, was die Zeitung Hürriyet noch wütender gemacht hat. Danach hat Hürriyet Fake News verbreitet:“ Mandela ist  nicht der echte Mandela, weil der Echte  im Gefängnis von einem Double ersetzt wurde, wodurch sein seltsames Verhalten erklärt werden kann. Einerseits  akzeptiert er Atatürk Friedenspreis nicht und einen Monat danach besucht er den Iran und spricht Khamenei als „My Leader“ an. Diese Geste war für die damalige politische Elite ein Skandal, weil die kemalistische Elite sich selbst als säkular aufgeklärt sehen. In deren Augen waren die Mollas rückständige Hinterwäldler. Wenn Mandela den Atatürk Friedenspreis nicht annimmt und danach die religiösen Mollas besucht, dann muss er nicht normal sein. 


Im Text schreibt Hürriyet „Zenci“, eine beleidigende Bezeichnung, die aus dem arabischen Zangi stammt. Der Name der Insel Sansibar (engl. Zanzibar) stammt von demselben Wort ab. Zanzibar ist das Land von Zangi und heißt auf Arabisch Schwarz. Sklavenhaltung und Sklaverei war im islamischen osmanischen Reich eine weit verbreitete alte Tradition. Alle Rechte und Pflichten der Sklaven wurden von der islamischen Jurisprudenz abgeleitet. Aber das christliche Land Großbritannien versuchte ein weltweites Verbot des Sklavenhandels durchzusetzen und zwingt das osmanische Reich seine Sklavenmärkte zu schließen. Im Jahr 1847 wird der Sklavenmarkt von Istanbul geschlossen. Es gibt Sklavenaufstände im Jahr 1866 und 1874 in Thrakien. Alle Sklaven des osmanischen Hofes wurden 1903 freigestellt. Schwarze Sklaven  waren im 19. Jahrhundert aus dem Sudan und Abessinien (heute Äthiopien) verschleppt, weiße Sklaven aus dem Kaukasus. Die größten Sklavenmärkte waren in Istanbul und Izmir. Sklaven wurden im Haushalt,  in Betrieben, in Militär- und Staatsdiensten gebraucht. Es war keine Plantagen Sklavenhaltung wie im 18. Jahrhundert in der Karibik, aber es bleibt eine Ausbeutung, Erniedrigung und ist beschämend. 


Viele Türken wissen das nicht und viele glauben, dass ihre Vorfahren gerechte Leute waren. Auf dem Weg nach Wien zur Belagerung hängen osmanische Soldaten Geld an die Obstbäume, wenn Sie das Obst unerlaubt verspeist haben. So eine Vorstellung finde ich sehr schön und auch ich möchte mich natürlich an die guten Menschen in Vergangenheit erinnern, aber es gibt bestimmt in einer so großen Armee, die damals unterwegs war, einige wenige die geplündert, gemordet und vergewaltigt haben. Natürlich sind das immer die *Anderen*,  aber als Angehöriger dieser fiktiven Idee oder Vergangenheit, muss ich mich auch mit den bösen und schlechten Seiten konfrontieren und auseinandersetzen.





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