Montag, 22. Juni 2020

Was ist mit der schweigenden Mehrheit?

Was ist mit der schweigenden Mehrheit? 



Rassismus ist keine ästhetische Frage. Es geht hier nicht um schwarz oder weiß, sondern es geht um Privilegien, Vorteile, Exklusionen und Inklusionen. Rassismus ist ein sehr ausgeklügelter Machtapparat. Es gibt hier aber keine unsichtbaren Akteure oder Organisationen. Das Peinlichste ist, das Du eigentlich all diese Rassisten kennst. Rassismus ist keine zustand, das heißt jemand der sich gerade hier gegenüber anderen rassistisch verhalten hat, kann auch in der anderen Ecke Opfer einer anderen rassistischen Tat werden. Rassismus kann je nach Ort oder Mensch variieren, aber du erkennst ihn sofort. Es ist so deutlich und klar wie schwarz und weiß. 


Es gibt täglich Kontakte und Konflikte mit Menschen, denen man begegnet -  am Arbeitsplatz oder  im Freundeskreis. Wenn jemand in einem neuen Umfeld auftaucht, um dort zu arbeiten oder um dort zu wohnen, dann beginnt die Kennenlernphase. Es geht sehr schnell und nach kurzen Kontakten werden Informationen ausgetauscht. Der  neue Ankömmling soll mit seiner sozialen und emotionalen Intelligenz die neue Situation abchecken und sich selber in einer Position einordnen. Das kann jeder Mensch nach seinem  Gemütszustand überwinden. Das ist menschlich, das schafft Interaktion  und das ist für das gesellschaftliche Leben sehr wichtig. Was aber ein einziger Mensch mit seinem Charme und  guten Willen nicht überwinden kann, sind die rassistischen Gesetze und Strukturen. Wenn man mit eigenen rassistischen Ideen und Idealen leben möchte, dann hat auch diese Person einen Platz in der Gesellschaft, solange er nicht gewalttätig ist. Jemanden zu lieben kann man nicht verlangen, aber Respekt ist die Minima Moralia. Darunter ist nur die Kanalisation. 


Rassismus wird als Kind einfach mitbekommen, sehr subtil aber auch selbstverständlich und offen. Untermauert mit vielen guten alten Kinderliedern oder Speisen, Orten und Begriffen, die rassistisch besetzt sind. Durch die Medien, je nach Medium unterschiedlich rezipiert. Von Boulevard bis Qualitätszeitung, jeder hat seine eigenen rassistischen Diskurse. Politik führt  die Spitze des Diskurses. In der Politik wird noch hässlicher und noch abscheulicher diskutiert, fern von jeder Empathie und ohne Rücksicht auf Verluste. Es ist schade und gleichzeitig auch gefährlich, politisches Vokabular und Stimmung unbedenklich zu vergiften. 


Diese rassistische Normalität wird von Schulen begonnen und heißt jetzt Deutschförderklasse. Pädagogisch  und didaktisch würde man dieses Phänomen anders lösen als mit der Diskriminierung von Anderen. Von Kindesalter wird diese Selbstverständlichkeit vom Prof. Dr. Minister empfohlen und durchgeführt. Unterstützt von seinen Mitarbeitern der Universität Wien. 


Diese politische Atmosphäre entgleist manchmal bei einem Polizeieinsatz oder als Feuer in einem brennenden Flüchtlingsheim. Rassistische Täter werden von den Medien psychologisiert,  personalisiert und sie sind Opfer ihre eigene Tragödie. 


Es gibt aber eine große schweigende Mehrheit, die diesen Rassismus eigentlich stillschweigend genießt. Diese große Mehrheit, bevorteilt durch die rassistischen Gesetze und den Machtapparat, findet  leichter eine Job. Sie findet auch günstige, gute Wohnungen und vor allem wird diese Masse nicht von Ordnungshütern schikaniert wie anders Aussehende. Das sind die Vorteile in einer  rassistischen Gesellschaft. Diese große Mehrheit verabscheut rassistische Gewalttaten, aber sie werden nicht versuchen diesen Machtapparat zu ändern, nicht freiwillig. Kinder lernen neben ihrer rassistischen Denkweise auch Fantasiegeschichten über den Weihnachtsmann und den Storch. Wenn sie erwachsen sind, können Sie diese Erzählungen auch anders einordnen.  Erst wenn diese große Mehrheit in Österreich, in den USA oder in der Türkei für die Minderheiten auf die Straße geht, dann kann sich etwas ändern. 


Bis diese Mehrheit für die Minderheit auf die Straße geht, müssen sich viele andere Dinge ändern. Rassismus ist auch als Denkmal in den Städten einzementiert. Wie viele Rassisten, Antisemiten, Homophoben, Sklavenhändler und Massenmörder als Denkmal verewigt sind, weiß ich nicht, aber jeder Einzelne ist einer zu viel, Niemand wird auf dieser Erde ein Adolf Hitler Denkmal an einem öffentlichen Platz gutheißen, es  ist auch gut so. König Leopold II von Belgien plünderte im Kongo Hundert Jahre lang auf bestialische Weise. Unter seiner Herrschaft sterben zehn Millionen Kongolesen. Seine Denkmäler gelten als Tabu und schmücken die belgische Hauptstadt, neben Belgiern die eine  Kongolesische vorfahren haben.  Gott hat solche Schandflecken auf dieser Erde gerecht verteilt. Wir haben in Wien den Dr. Karl Lueger-Platz mit dem wir uns auseinandersetzen müssen. Als Ziehvater von Adolf Hitler etablierte Dr. Karl Lueger Rassismus und Antisemitismus als politisches Argument und Slogan und machte somit Rassismus endgültig salonfähig. In der Folge mündete diese Art Politik zu machen in Auschwitz. 


Als Hauptstadt des postkolonialen Denkens sollte die Stadt Wien den Dr. Karl Lueger-Platz in Angelo Soliman-Platz umbenennen. Damit zumindest die Gebeine von Soliman ein bisschen Ruhe finden. Der Platz soll auch entsprechend pädagogisch  und didaktisch ausgestattet werden, damit die Menschen die vor Ort leben  und arbeiten aber auch Besucher den Platz  und seine Umgestaltung nachvollziehen können.





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