Donnerstag, 9. Juli 2020

Hagia Sophia von Cordoba

Hagia Sophia von Cordoba 




Architektur ist die höchste Form die menschliche Daseins-Frage zu beantworten. Seit seiner Existenz hinterlässt der Mensch überall Spuren. Architektonische Bauwerke sind aber unter allem einzigartig. Viele diese Bauwerke gelten als Weltkulturerbe und gehören nicht einem einzigen Staat, sie gehören allen Menschen. Diese  universalistische Idee wurde mit Massentourismus gekoppelt und noch nie waren Menschen so interaktiv und mobil. Das schafft natürlich neue Verständnisse und neue Herausforderungen. 


Die Hagia Sophia in Istanbul wurde im Jahr 532 unter Kaiser Justinian vom Architekt Isidoros von Milet gebaut. Ihre Konstruktion und Größe schafft einen Epochenübergang. Mit diesem Bauwerk wurde die klassische Antike überwunden, die Säulen der Tempel wurden nach innen verlegt und mit einer römischen Kuppel bedeckt. Bis zum Bau des Petersdoms in Rom im Jahr 1626 war die Hagia Sophia die größte Kirche der Welt. Die Hagia Sophia wurde in nur sechs Jahren erbaut, eine Meisterleistung für damalige Verhältnisse. Im Jahr  1453 erobert Sultan Mehmed II Konstantinopel  und damals war die Hagia Sophia baulich in einem sehr schlechten Zustand. Der Sultan widmet den Bau zur Moschee um. Seitdem wurde der Bau teilweise erweitert und mit Minaretten ergänzt. Nach der Gründung der Türkischen Republik verkündet Atatürk im Jahr 1926 den Laizismus als einen Grundpfeiler der Republik und widmet im Jahr 1934 als sichtbares Zeichen eines säkularen  modernen Staates eine der wichtigsten christlichen Kirchen zum Museum um. Diese Geste ist eine Einnahmequelle als touristisches Objekt und somit ein neutraler Ort. Leider aber hat diese Widmung  nicht die gewünschten Erwartungen erfüllt, viele Gebäudeteile sind marode und stark renovierungsbedürftig. Mit diesem aktuellen Zustand würde als Moschee kein Gebet möglich sein.


Dieses Weltkulturerbe existiert bis in unsere  Zeit, weil es eine Nutzung hatte. Wenn ein architektonisches Objekt keine Nutzung hat, wird es mit der Zeit verfallen  und  verschwinden. Das Ende hinterlässt nur eine Ruine, Steinbrüche und einen Hügel. Die Hagia Sophia braucht ein neues Nutzungskonzept, einen neuen Hauch, einen neuen Sinn zum Leben, nur so erhalten wir dieses Weltkulturerbe für unsere Enkelkinder. 


Die Antwort auf diese Frage liegt eigentlich am Ende der iberischen Halbinsel in Cordoba. Die Moschee von Cordoba im Jahr 784 unter Kalif Abd ar Rahman I in sieben Jahren gebaut. Nach Recherchen von Wissenschaftlern besitzen schon damals muslimische Architekten das Wissen um Fertigungsmethoden und –techniken, um so ein Gebäude innerhalb kürzester Zeit bauen zu können. Schon damals war Cordoba die größte Stadt Europas und das Minarett von Cordoba das größte Bauwerk von Europa gewesen. Diese Moschee wurde im Jahr 1236 von König Ferdinand III von Kastilien und Cordoba zur Kirche geweiht und nach und nach wurde baulich erweitert und verändert. Die Moschee von Cordoba ist in islamischer Architektur eine der sechs wichtigsten Moscheen neben: Qubbat Al Sahra, Moschee des ʿAmr ibn al-ʿĀs, Freitagsmoschee von Isfahan, der Sultanahmet Moschee und dem Taj Mahal. 


Diese Bauwerke gehören der Menschheit. Niemand  kann dieses Weltkulturerbe für seinen eigenen politische Willen missbrauchen. Gerade in so einer angespannten Zeit, in der wir mehr Verständnis und positive Beispiele brauchen. Diese Bauwerke haben alle bis jetzt überlebt, weil sie eine Nutzung haben, nur so können wir unser Kulturerbe in gutem Zustand nachhaltig an unsere Kinder weitergeben. Diese beiden Gotteshäuser haben eine ähnliche historische Entwicklung und eine ähnlich emotionale  Wahrnehmung, deswegen ist es an der Zeit ein neues Zeichen zu setzen: Die Hagia Sophia soll gemeinsam sowohl als Kirche, als auch Moschee genutzt werden. Die Hagia Sophia soll ein Ort des Verständniss, Versöhnung, Austausch und des Friedens sein. Die Zeiten der Eroberer sind vorbei, auch gibt es keinen Sklavenhandel mehr. Die Geschichte ist nicht Vergangenheit, sondern hier und jetzt. Ich lebe in einer christlichen Mehrheitsgesellschaft, seit meiner Ankunft ist das AAI - Afro Asiatische Institut für mich wie zu Hause. Ich habe in Österreich von Katholiken sehr viel gesehen und sehr gute Menschen kennengelernt. Die katholische Kirche betreibt  in Wien immer noch die älteste Moschee der Stadt. 


Wenn die Türkei in diesen Zeiten an alle Welt ein Zeichen des Friedens setzt, werden auch inschallah in Cordoba Menschen nachdenken. In Spanien wächst die muslimische Community. Diese Leute sollen auch in Spanien in Frieden leben gemeinsam mit ihren christlichen Nachbarn. Wir leben gerade in Österreich turbulente Zeiten. Wieder einmal wird die Loyalität der türkisch sprechenden Bevölkerung  in Frage gestellt  und von der  Politik zu Loyalität aufgefordert. Dies ist eine gefährliche Rhetorik und fördert Integration keineswegs. Ich lebe, und liebe Österreich, ich  möchte diese Stadt und das Land mit meinem aktiven Beitrag zu noch einen schöneren Ort machen. Ich habe einen 4 Jahre alten Sohn. Er soll in einem von Rassismus freiem Wien aufwachsen und in einer friedlichen Gesellschaft  in die Schule gehen. Deswegen setze ich auf Dialog auf gleicher Augenhöhe und offener Diskussion. Nur so können wir uns unserer Probleme und Fehlern bewusst werden. 


Entweder werden wir gemeinsam versklavt oder gemeinsam befreit.







Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Meine Forderungen für die Gemeinderatswahl 2020 Wien

Meine Forderungen für die Gemeinderatswahl  2020 Wien  1- Für alle Wiener Schulen 2 Wochenstunden Angebot: Empathie,  soziale Verantwortung ...