Freitag, 31. Juli 2020

Der Verräter, der sich über die Wiedereröffnung der Hagia Sophia nicht freuen kann

Der Verräter, der sich über die Wiedereröffnung der Hagia Sophia nicht freuen kann



auf eine Frage gebührt eine antwort, auf eine verleumdung stille 




Am Dienstag, den 28.07.2020 hat die SÖZ Parteizentrale mich darüber informiert, dass ich für die Partei nicht mehr kandidieren darf. Die Parteiführung ist in der Meinung, mit meiner Abwesenheit bei der nächsten Wiener Gemeindewahl besser abzuschneiden. Das habe ich zur Kenntnis genommen. Ich habe mich mit dieser Partei identifiziert, ich habe meine Ideen und Meinung geäußert. Wenn die Partei mein Dasein trotzdem nicht wünscht, dann akzeptiere ich diese Entscheidung. Somit möchte ich kundtun: ich als Sinan Ertugrul kandidiere nicht mehr für die Partei SÖZ. Ich wünsche Ihr viel Erfolg. Weil ich selber nicht kandidieren darf, gebe ich jedoch auch meine Stimme nicht mehr der SÖZ. Dieses Mal ist es noch deutlicher geworden, dass die Türken die in Europa leben, sich von der Türkei emanzipieren müssen. 



Der Grund warum ich der SÖZ beigetreten bin, hängt mit meinen Erfahrungen und Enttäuschungen in der Community zusammen. Ich wollte außerhalb des türkischen Vereins- und Moscheekreises, fern von Vereinsinteressen, basierend auf Fähigkeit und Wille, getragen von Zugehörigkeit  und Fleiß eine unabhängige Partei unterstützen. Von Anfang an war die SÖZ eine multikulturelle Partei und hatte als Ziel auch die Förderung des multikulturellen Lebens in Wien. Deshalb war es für mich die Partei, in denen ich meine Ideen formulieren durfte. Ich habe mich vor SÖZ als politischer Aktivist mit unterschiedlichen Themen beschäftigt. Alle türkischen Akteure in Österreich agieren hinter verschlossenen Türen und betreiben Politik mit einer kleinen Gruppe von Menschen und intransparenten Verhandlungen. Ich habe mich immer offen artikuliert und habe bei allen meinen Begegnungen Offenheit gefordert. Nur so können Türken untereinander einen Diskurs entwickeln. 



Die türkische Republik sieht seine Minderheiten seit seiner Gründung als Druckmittel. Diese Reaktion war gegen die europäischen Konsulargerichtsbarkeit im osmanischen Reich gerichtet und als Folge davon verteilen europäische Länder Reisepässe an christliche Minderheiten. Nach dieser kolonialen juristischen Praxis entwickelt die Türkei eine Paranoia gegenüber seinen Minderheiten. Diese pathologische Paranoia bestimmt die aktuelle türkische Haupt- und Tagespolitik. Ich befürchte, dass wir mit der AKP eine neue politische Normalität beginnen. Jemand fragte in Facebook : „Warum bist du nicht  glücklich, dass die Hagia Sophia eine Moschee wird? Diesen Freund möchte ich fragen: Wenn demnächst hier in Österreich? eine neue Rassimuswelle aufbricht und Rassismus normal wird und wenn ein kranker Volksschullehrer Deine Tochter in aller Öffentlichkeit beleidigt, bitte denk in diesem Moment an die Eröffnung der Hagia Sophia und überleg Dir selber über welche Tat Du Dich freust und was Dich traurig macht. Mein Frust ist größer, als meine Freude. Ich denke immer, dass neben meinem Kind auch andere Kinder afrikanischer, tschetschenischer, afghanischer Eltern davon betroffen sind, dann wächst  meine Wut. Wenn ich nicht so glücklich bin wegen der Eröffnung der Hagia Sophia, dann ist es ist nicht, weil ich eine Verräter bin, schließlich haben wir gemeinsam in derselben Reihe gebetet. Ich bin mindestens so viel Verräter wie du. 


Eine Türkei, die seine eigenen Minderheitenprobleme nicht lösen kann, kann auch der Diaspora in Europa nicht helfen. Nur für seine politischen Zwecke missbrauchen. Meine größte Angst ist, dass eine kleine Gruppe Menschen der türkischen Community, die sich selbst als Staat sieht und fühlt (und sich so nennt) ohne Öffentlichkeit hinter verschlossen Türen türkische Minderheiten in Österreich als Verhandlungsobjekt instrumentalisieren. Deswegen ich habe mich der SÖZ angeschlossen und wollte mit den Leuten, die in Österreich mit österreichischen Problemen leben, Lösungen finden und eine Innen- und außenpolitische Politik entwickeln. Dafür müssen aber alle Türken, die eine Politik betreiben, sich von der Türkei befreien. 


Wie kann man sich von Türkei emanzipieren? Im Jahr 2007 war ich bei der Konstituierung der UETD dabei und während meines Studiums habe ich eines meiner Semester für dieser Organisation gewidmet. Anschließend bin ich drauf gekommen, dass die UETD weder zivil noch eine Gesellschaft ist. Sie haben mit inszenierten Wahlen irgendeinen verfügbaren Präsident gewählt und für die AKP die Auslandwahlen organisiert. Manchmal bringen sie historische Fernsehfiguren wie Abdulhamid II (aus dem aktuelle Serienrepertoire) aber keine dringend notwendige Communitypolitik, auf die wir seit Jahren warten. In den letzten Tagen haben UETD Leute ein Shitstromfestival organisiert. Ich konnte nicht alles mitverfolgen, aber die dafür verwendete Energie und Motivation hat mich gerührt. Wenn sie sich mit demselben Engagement auf die nächsten Wiener Wahlen konzentriert hätten, wären sie bestimmt erfolgreich. Aber unbekannte Gründe, innere und äußere Feinde, verhindern dass die UETD kein gutes Vorhaben umsetzen kann. Erst an jenem Tag, an dem die Türken, die hier leben, Organisationen wie der UETD Stop sagen, wenn solche Organisationen den Frieden und das Zusammenleben stören, dann werden sie sich emanzipieren. Abwehr ist eine natürliche Reaktion, wenn ein Mensch eine Bedrohung für seine Familie und sein Haus sieht. Die Türken, die in Österreich leben, verstehen diese Logik, nur die UETD versteht es nicht. Unverschämt nennt sich diese Organisation demokratisch. Es ist eine Organisation von der niemand weiß wer, warum und wie eine Entscheidungen getroffen wird und warum spricht diese Organisation vor der Wien Wahl eine offene direkte Empfehlung an die türkisch sprechende Bevölkerung aus, dass diese keine Migrantenparteien wählen soll? Man stelle sich vor, dass die Union österreichischer Demokraten in der Türkei eine offene und direkte Wahlempfehlung auf Deutsch abgibt, damit keine religiöse Partei in der Türkei  gewählt wird. Wie würde die UETD Austria darauf reagieren? 



Ich bin in der Türkei geboren, aber ich habe mehr Zeit in Österreich verbracht. Ich liebe die Türkei, ich liebe Österreich. Manchmal setze ich mich und kritisiere beide Länder, danach hasse ich beide Länder auf tiefste, dann wiederum werde ich traurig und dann wütend. Ich trinke einen Kaffee, eine Zigarette und plötzlich höre ich eine Melodie, dann einen Geruch und danach ein Lächeln, danach liebe ich Österreich wieder. Während meine Liebe zu Österreich wächst, wächst auch meine Sehnsucht in gleichem Maße. Eigentlich sind meine Besuche in der Türkei für mich wie ein Zeitreise, in der ich jedes Jahr in dieselbe  Vergangenheit reise. Diese Urlaube sind immer, wie der Besuch eines alten Freundes manchmal ist es ein Grabstein, manchmal ein Regen. Wenn ich in Österreich etwas Gutes und Schönes machen möchte, bedeutet das nicht gleichzeitig etwas Schlechtes für die Türkei. Die Leute, die gerne mit Schablonen sprechen, können die Buntheit der Welt nicht auslöschen. Die Türken sind eine kleine Community in Österreich. Vielleicht nicht jetzt, aber irgendwann werden sie sich emanzipieren. Sie werden ihr Schicksal in ihre eigenen Hände nehmen. Sie werden ihre Städte und Kommunen wunderschön machen. Sie werden eine neue politische Kultur bringen, eine neue politische Normalität, Barmherzigkeit, Gerechtigkeit und gute bürgernahe nachhaltige Projekte, damit die Zukunft der Stadt für die nächsten Generationen vorbereitet ist. Ein rassismusfreier Staat, der all seine Ressourcen sinnvoll nutzt. Ohne die historischen Belastungen selbstbewusst und mehrsprachig. Das Land aus dem sie stammen, die Türkei, hat die Modernisierung nicht geschafft. Vielleicht schaffen es die Türken, die in Europa leben. Sie finden Lösungen für das moderne Zeitalter in dem wir leben; Flüchtlinge, Armut, Gesundheit, Altern, Gerechtigkeit. Ein neues Modell, an dem sich die Anderen, auch die Türkei orientieren kann. Aber am Ende wird die Stadt versorgt und die Straßen werden repariert. Die wichtigste Frage aber, die wir beantworten  müssen ist: Wie werden wir mit allen unseren Unterschieden gemeinsam in Frieden leben? 


Innerparteiliche Demokratie ist eigentlich einer der wichtigsten Punkte. In der Türkei liegt die innerparteiliche Demokratie gerade auf der Intensivstation. Das Justizsystem ist  katastrophal, andere Meinungen und andere Stimmen werden von einer organisierten Troll-Armee fertig gemacht. Wenn die SÖZ Partei ihre innere Pluralität nicht erhalten kann, wird sie am Ende wie die UETD und die AKP. Wenn das Ziel ist, die Stimmen von der AKP und der UETD zu gewinnen, dann landet man am Ende in der Eintönigkeit. Wenn eine politische Partei unterschiedliche Ideen harmonisieren kann, dann darf sie regieren. Um eine pluralistische Partei aufzubauen, muss man annehmen könne, dass man doch auch Fehler machen kann. Und die anderen können manchmal doch auch Recht haben. Danach musst du den Menschen zuhören und versuchen Sie zu verstehen. Anschließend musst du den Menschen Deinen Standpunkt verständlich und sinnvoll erklären. Eigentlich ist Politik etwas Schönes, wenn man sie machen will.





Karl Eduard Hammerschmidt -  Abdullah Bey

Im Jahr 1848 von Habsburger Verräter erklärt, flüchtet  nach Konstantinopel, gründet Rote Halbmond. 












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